Der Titeltrack beginnt harmlos - mit einem bracchialen C-major Akkord, den noch (fast) jeder Laie nachvollziehen kann, bevor es dann bereits in die erste Tour De Force geht. Galoppierende Bässe, Keyboard-Riffs und “muted palm”- Single-Line-Riffs jagen um die Wette. 2 Minuten und 36 Sekunden dauert der erste Spuk, der wohl auch nur als harmloser Auftakt gedacht war. So richtig “progessive” wird es dann ab “Chased By Shadows”. Yes trifft Gentle Giant und die verabreden sich wieder mit King Crimson, die gerade Frank Zappa und Steve Vai zu Gast haben. Das trifft es in etwa, was den Hörer erwartet. Bei “Don’t Hold Back” zeigt sich, dass ein harter Gitarrenrocker durchaus über eine weiche angenehme und gut eingesetzte Stimme (einzig die Quinte beim zugefügten Satzgesang läuft ganz leicht neben der Spur) verfügen kann. Doch der sanfte Auftakt ist trügerisch, im Refrain wird es “dreamtheaterisch” und das nachfolgende Leadgitarren- Solo, das über unterschiedliche Tempi läuft, lebt von Pull-Offs, Hammer-On-Legato-Lines, bei denen er auch mal ganz locker in die Sweep-Technik umsetzt.
“Pumping Hello” instrumentalisiert sämtliche progressive Klischees zwischen Breaks, gegen den Rhythmus gespielte Riffs, dazwischen läuft wieder ein keyboard-Loop völlig quer, der geübte Headbanger lässt sich davon in seinem Float nicht beeindrucken und saugt die wahnwitzig schnell gespielten Noten in sich auf, als ob es eine Linie vom besten Koks sei. Und da sind wir schon beim Punkt. Die Musik von COSTE APETREA ist eine Droge, die fesselt, je öfter man sie hört - Du tauchst ein, kannst nicht mehr davon lassen und bekommst Entzugserscheinungen, wenn Du die CD einen Tag lang nicht hörst. “Legalize It” und veröffentlicht das Teil endlich auch in Deutschland! Plötzlich läuft ein spinettiger bachiger Piano-Teil, bevor auf einmal die clusternde Gitarre mit Geschwindigkeitsrekordnähe die Stimmung zerstört und den Hörer in höhere Sphären schickt. Am Ende übernimmt plötzlich eine akustisch/klassische Gitarre den Teil des geübten Jägers.
Und immer dann, wenn Du glaubst, im Mainstream angekommen zu sein (die ersten Minuten von “Mental Oil”) kann sich der Schwede Coste Apetrea ein Augenzwinkern nicht verkneifen und wieder geht die Post ab, ohne nicht vorher ordentlich einige abgefahrene Breaks eingeworfen zu haben.
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FAZIT:
Mit progressivem Rock ist das so eine Sache - man liebt ihn oder man kann nichts anfangen damit , weil er zu abgehoben ist für die normalmusikhörertaugliche Konsumentenschicht. Progressive Musik ist (wie schon bei Strawinski) höheres Gedanken- und aerobisches Fingergymnastikgut für die etablierte Hörergilde, die leider auch des öfteren herablassend auf den proletarischen Radiohörer blickt, anstatt zu versuchen, “normale Menschen” für diese Musik zu begeistern. Coste Apetrea ist einer der besten und wildesten (absolut nicht am Mainstream orientierten) Gitarristen, die es derzeitig gibt.
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TOTAL TIME: 53:00
Veröffentlichung: 09. Dezember 2008 (UK-Import)
Coste Apetrea im Internet:
www.coste.se und 2 Songs hier: www.myspace.com/costeapetrea
Für alle Fans von: Steve Vai (Zappa-Zeit), Yes (frühe 70er), Gentle Giant
INFO: Die CD habe ich bei amazon über den Anbieter MOVIEMARS-Amerika bestellt. Kostenpunkt waren 12,13 € plus Versandkosten. Hat ca. 4 Wochen gedauert, bis die CD bei mir im Briefkasten war, hat sich aber - wie man lesen kann - gelohnt. Und die neueste Info vom 15.09.09: Das komplette Album gibt es als MP3-Download für gerade mal 9 Euro!
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